Fasent

Impressionen unseres diesjährigen Staatsaktes
Schmutziger 23. Februar 2017


Minister auf der Hühnerleiter // (c) Freundeskreis Walachei e.V. – mit freundlicher Genehmigung von Patric König

Das gibt es nur in Oberkirch: Heute beginnt in der »Sonne« die Reihe der Staatsakte // Walachei macht ihrem Ruf als kulturelles Zentrum wieder alle Ehre In der Walachei ist am »Schmutzigen« Staatsfeiertag

Text aus der ARZ vom 23. Februar 2017 // von Patric König

 

 

Der Schmutzige Donnerstag ist im Oberkircher Stadtkern ein ganz besonderer Feiertag. In jenem Bereich, der einst von den Stadtmauern umschlossen wurde, also zwischen dem heutigen Südring und dem Nordring, liegt die Stabhalterei Walachei. Sie gilt als eines der historischen kulturellen Zentren der Stadt – und als Narrenhochburg. Die Walachei hält heute, Donnerstag, ab 15.30 Uhr, ihren Staatsakt in der »Sonne« ab. Dabei wird Stabhalter Frank der Schöpfer in sein Amt eingeführt: Er wird ein Jahr lang regieren. Neben dem Staatsakt darf man sich ein Datum seiner Amtszeit schon einmal rot im Kalender umrahmen: das Bachfest in der malerischen Bachanlage. Dort bewirten die Walachen ihre Gäste am ersten August-Wochenende (5./6. August). Doch das ist Zukunftsmusik, denn jetzt ist erst einmal Fasent: Nach einem Besuch in der Sozialstation und im Kindergarten St. Raphael stürmen die Walachen heute, Donnerstag, ab 13.30 Uhr das Oberkircher Rathaus. Nach der Entmachtung von Oberbürgermeister Matthias Braun folgt ab 14.15 Uhr die Grenzbegehung, bei der die Walachen an den Grenzen ihres Staatsgebietes entlanglaufen und Mitglieder der anderen Stabhaltereien abholen, um gemeinsam den Staatsakt zu feiern. Seit 1847: Die Stabhaltereien – Walachei, Klein-Basel, Fernach, Leimen, Loh – wie auch die Staatsakte sind eine Oberkircher Besonderheit. Sie sind angelehnt an die abgesonderten Gemarkungen Loh, Oberdorf und Fernach; deren Einwohner wählten einen Stabhalter, eine Art Ortsvorsteher. Die närrischen Staatsakte gehen auf die Tradition der Bauerngerichte zurück; den ersten Staatsakt gab es 1847 im Loh. Für den Namen »Walachei« gibt es zwei Erklärungen – mit einem Wallach, einem kastrierten Hengst, hat keiner etwas zu tun. Im Zentrum des Walachengebiets liegt der Mühlbach, an dem einst Gerber und Färber »walchten«, das heißt Stoffe und Leder in Form brachten. Entweder stand diese Tätigkeit Pate – oder es waren Soldaten aus der Walachei/ Rumänien, die zu Habsburgerzeiten im 13. Jahrhundert in Oberkirchs Stadtkern Quartier bezogen haben könnten.