Informatiker programmiert die Walachei um
(Text: ARZ 12.02.15)

Dass auch bei einem Entwicklungs- und Projektmanager im Bereich Luftfederkomponenten mal die Luft raus ist, musste Walachen-Stabhalter Thomas der Progressive bei der Stabhalterwahl erfahren. Wie üblich versagte das Walachen-Volk seinem Anführer die Wiederwahl. Herausforderer Philipp Maier ging sogar so weit zu fordern, dass es nach solch einer Amtszeit nicht genügen würde, die Geschichte der Walachei umzuschreiben.

Anders als es die Schreinertradition der Familie Maier vermuten lässt, wollte Philipp die Walachei nicht nur aufmöbeln. Vielmehr versprach der Diplom-Wirtschaftsinformatiker, die Stabhalterei gänzlich neu zu programmieren und zu digitalisieren. Nach seiner Laudatio wussten die Minister der Walachei nicht recht, ob sie nun ein Sofa gekauft oder einen Stabhalter gewählt hatten. Als er dann ankündigte, dass er aus den nur noch verweichlichten Ministern (Walachen- Software) wieder rechte Walachenhardware formen wolle und hierbei die Mithilfe von geistvollem Input (Blutwurz) einsetzen werde, war die Wahl des 30-Jährigen aber reine Formsache. Als Stabhalter Philipp der mit der Mouse tanzt wird er ab heute regieren.

Er will die Walachei in Fortschritt und Automatisierung auf einen „top Lavel“ heben.
Dies kann wohl nur bedeuten, dass die Ministersitzungen an feste Termine vergeben werden und er somit keine Einladungen mehr verteilen muss.

Wie bei der Berufswahl knüpft Philipp der mit der Mouse tanzt auch in der Walachei nicht an die Familientradition an. Vater Walter hatte das schönste Amt in der Walachei bisher noch nicht inne – auch wenn unter dem Motto WWW (Walachen wollen Walter) sicher auch noch ein zweites Stabhalterjahr an die Familie Maier zu vergeben wäre. Philipp ist skeptisch: »Mein Vater hatte bislang keine Ambitionen und kriegt wahrscheinlich auch keine mehr.«

Die Mäuse lässt der neue Stabhalter indes nur beruflich auf dem Desktop (Schreibtisch) tanzen: Im Privatleben ist er ganz auf seine First Lady Stephanie und die knapp elf Monate alte Prinzessin Sophia programmiert – und natürlich auf die Walachei.

Eine seiner ersten Aufgaben wird es sein, die Rechneruhren der Oberkircher Narren umzustellen: Die Walachen starten ihren Staatsakt in der »Sonne« heute, am Schmutzigen Donnerstag, bereits um 15.31 Uhr – eine halbe Stunde früher als in den Vorjahren. Sie ziehen ihre Konsequenzen daraus, dass die Stabhalter-Modelle der Vorjahre langsamere Prozessoren hatten und den Staatsakt manchmal erst beendeten, als draußen schon die Straßenfasent tobte.

Auch wenn zu vermuten ist, dass Philipps digitale Ära mit höheren Übertragungsgeschwindigkeiten aufwartet, gehen die Walachen lieber auf Nummer sicher. Die Grenzbegehung beginnt wie immer um 14.31 Uhr. Angst vor einem Hackerangriff auf den Staatsakt hegt Philipp der mit der Mouse tanzt nicht: »Die Technik der meisten Minister funktioniert noch mit Zahnrädern oder ist zumindest nicht ans Internet angeschlossen. Und unsere Witze kann uns ohnehin keiner aus den anderen Stabhaltereien klauen, da unser Staatsakt der erste ist.« « Da es thematisch ums Oberkircher Lokalgeschehen geht und Satire über Diktator Kim Jong Un streng verboten ist, wird auch kein Cyberattacke aus Nordkorea erwartet. Die Zuschauer dürfen bei freiem Eintritt auf ein Feuerwerk aus Bit/s und Byte gepaart mit Witz und Humor gespannt sein. In welcher Programmiersprache Philipp seine Antrittsrede hält – Java oder Basic – verriet der neue Stabhalter noch nicht.

Und auch für die Zeit nach dem Staatsakt haben die Walachen mit ihrer Wahl vorgesorgt: Wenn im Anschluss an den Staatsakt der eine oder andere Minister seinen Alg(k)orithmus nicht im Griff hat, kann es schon einmal zu einem Absturz kommen, so dass er im »abgesicherten Modus« seinen Heimweg antreten muss. Dabei geht oft auch die Datenspeicherung auf der Festplatte verloren. Gut, dass der neue Stabhalter weiß, wie man den nötigen Reset ausführt und den Minister wieder in den definierten Anfangszustand bringt.


Stichwort:Digitale Walachei

Nach der Wahl zum Stabhalter rief Philipp der mit der Mouse tanzt folgenden Punkteplan zur digitalen Zukunft der Walachei ins Leben:

W-Lan steht als Abkürzung für Walachen–Elan und somit wird der sportliche Weg, den seine Vorgänger eingeschlagen hatten, konsequent weitergeführt.

Speicherkapazität wird nur einmalig getestet und zwar bei der Sure-Bohne-Wanderung.

Buffer bezeichnet die Mengeneinheit, die jeder Minister an Getränken aufnehmen kann.

Bildwiederholfrequenz steht für Huldigungen, die der Stabhalter im alten Neubau seines Vorgängers Boni der Titan entgegennehmen wird. Denn dies ist der einzige Platz in Oberkirch, dessen Bild sich in den vergangenen Jahren nicht geändert hat.

Webcams werden flächendeckend eingeführt, damit Philipp auch vom Arbeitsplatz in Bruchsal das Geschehen in der Walachei beobachten kann.

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