Walachen-Ensemble hielt den Takt des Ton-Angebers

Beim Staatsakt war viel Musik drin / Wolfgang Ziegler als Solist und Dirigent

Als harmonisches Ensemble haben sich die Walachen am Donnerstag beim Staatsakt in der Sonne präsentiert. Beim Debüt von Stabhalter Wolfgang dem Ton-Angeber haben die Narren den richtigen Ton getroffen.

Die traditionelle Hymne hatte er nicht mitgesungen, der neue Ensembleleiter der Walachen. Er griff lieber zur Trompete und begleitete seine stimmgewaltigen Minister. Statt eines Dirigentenstabes schwingt
Wolfgang Ziegler lieber seinen gedrechselten Stabhalterstab. Dem „Der Ton-Angeber“ machte er in seiner Regierungserklärung alle Ehre. Er wolle Musik in den Laden bringen und den Walachen Noten beibringen: „Seit der Renner Stabhalter war, denken die bei eine Viertel und einem Achtel nur noch ans Trinken.“ Zudem soll die „Hühnerleiter“ auf der die Minister beim Staatsakt sitzen, zur Tonleiter werden.

Dass Wolfgang zu Hause nicht immer den Ton angibt, wies First Lady
Evi Ziegler nach. Sie war die wahre Dirigentin des Walachen-Maestro. Erst auf ihren Wunsch hin habe er sich beworben. Angst vor lauten Tönen sollten die Walachen nicht haben, so Wolfgang Ziegler: „Ihr habt ja den Burgbacher überlebt.“ Der Mann der lauten Lachsalveln, Georg Burgbacher, fühlte sich während seiner Amtszeit gemobbt, wie er in der Abtrittsrede sagte. Ebenfalls ein Mann für die Paukentöne war Thomas Pracht. Der „Sehr-Alt-Stabhalter“ war direkt aus dem „betreuten Wohnen“ angereist.

Kanon fürs Loh
Als wahre Einpeitscher erwies sich die Feuerwehr-Mengroup „The Singing Spritzers“. Sie waren der Aufforderung des Stabhalters nachgekommen, Minister für die klamme Oberkircher Feuerwehr abzustellen. Ihr Glanzstück war ein vom Publikum vierstimmig gesungener Kanon zur Melodie „Bruder Jakob“: „Großes Loh, Großes Loh / Was ist los? Was ist los? / Bitte macht doch weiter! Bitte macht doch weiter! Loh bleibt Loh! Lob bleibt Loh!“ Andrea Korward-Sackmann sorgte für die Begleitung am Akkordeon.

Ursel Hirt hatte hingegen ein Duett geplant, das unversehens zum Solo wurde. „Selli Alt vum letzte Johr“ gab ihrem Gesprächspartner, OB Matthias Braun, keine Gelegenheit zur Antwort.

Bau-Inschenör Frank Hund versah die Melodien der Walchen mit von Wortspielen geprägten Texten. Er nahm Stück für Stück die Bauwerke in Oberkirch unter die Lupe. Von der sanierten Toilette der Oberen Linde
(„Da wurde eine prähistorische Urinsteinhöhle entdeckt.“) bis zu den Bauten für An- und Unwesen: „Da fällt mir spontan die Mediathek ein.“

Einen grandiosen Schlusspunkt setzte ein Konzertkritiker, der aus dem Jahr „Zweitausendelfzwanzig“ auf die Fasent 2008 zurückblickte: Museumsführer Hans-Jürgen Kiefer. Er führte durch ein Wachs- und Witzfigurenkabinett, in dem unter anderem der „Homo oburgensis“ ausgestellt war: „Er ist braun, 1,98 Meter hoch und hat TÜV bis 2015.“ Kiefer deutete an, dass in Zukunft ein Oberkircher Bauwerk den Eiffelturm in den Schatten stellen wird: der Sausteg. „Die Schweinsteige ist zum Weltkulturerbe ernannt worden.“

 

 

(Text: Patric König / Quelle: ARZ vom 02/03.02.2008)