Walachen starteten ihr fantastisches Fanprojekt

Beim Staatsakt bekam nicht nur der dünne Stabhalter sein Fett weg

In die Jubelgesänge auf Stabhalter Jan den Fan (tastischen) mischten sich beim Staatsakt der Walachen am Donnerstag auch einige Spottlieder. In ihrem Mittelpunkt standen neben dem neuen Regenten und dem KSC auch viele Oberkircher Spielfelder.

Das Bachfest will er zur größten Fanmeile Oberkirchs machen, aus dem Brunnen soll statt Wasser Gerstensaft fließen und die Bierbänke in der »Sonne« wandelte er gleich in eine VIP-Lounge um: Jan der Fan(tastische) machte beim Walachenstaatsakt seinem Namen alle Ehre.

Als Regentin zur Seite steht dem waschechten Walachen Jan Spissinger eine First Lady, die Vorfahren in der »echten Walachei« in Rumänien hat. Die gebürtige Hannoveranerin Nicole Spissinger (»Ein Fischkopf bin ich also auch«) spricht als Fremdsprachenkorrespondentin fünf Sprachen. Mit dem Erlernen der sechsten, nämlich Badisch, tut sie sich noch schwer. Sie hielt die Badener zunächst für Moslems. »Jedes zweite Wort, das ich gehört habe, war Allah: alla gut!«

Sorgen um den Gesundheitszustand des gertenschlanken Fans machte sich sein Vorgänger Stefan Möglich alias Mogli der Intensive. Möglich, von Beruf Intensivpfleger, versprach, Jan als Pfleger zur Seite zu stehen. Allerdings werde der dünne Stabhalter ja auch schon von einer Hilfsorganisation unterstützt: Brot für die Welt.

Sein Fett weg bekam Jan Spissinger nicht nur wegen mangelnder Leibesfülle. Auch wegen seiner Leidenschaft für den KSC, die ihm letztlich seinen Beinamen einbrachte, nahmen ihn die Minister auf die Schippe. Das beste Beispiel lieferte sein »Fanbeauftragter« Frank Hund. Er lästerte über den Noch-Zweitligist KSC: »Wenn die noch lange so weiterspielen, führen die Auswärtsspiele bald nach Linx, zum OFV und zur Zweiten von Ödsbach.«

Um den KSC zu retten, könnte wirklich ein Superheld nötig sein. Wie gut, dass die Walachen in Christian Hirt einen hatte. Doch Hirt, ein Leidensgenosse des Stabhalters bei vielen Fußballspielen in Karlsruhe, konzentrierte sich eher auf die Oberkircher Szene. Er versprach, mit bloßer Muskelkraft den Saustag dorthin zu tragen, wo es gewünscht wird. Keine Hoffnung machte er aber für die Innenstadtumgestaltung: »Glaubt Ihr, Ihr braucht wirklich einen Superhelden? Ich würde es eher mal mit einem Architekten probieren.«

Der Fan zeichnet sich gemeinhin dadurch aus, dass er etwas unterstützt. Den krassen Gegenentwurf dazu lieferte Hans-Jürgen Kiefer, der als Alt-68er gegen alles demonstrierte – zum Beispiel gegen die Tempo 20-Zone in der Hauptstraße, auf die auch Gesellschaftsforscher Thomas Pracht eingegangen war. Kiefers Alternative zur Verkehrsberuhigung: ein Tunnel unter der Hauptstraße.

Der Demonstrant von heute trägt hingegen keinen Langhans-Look, sondern »einen Kampfanzug von Boss, eine Brille von Armani, eine Wurftasche von Gucchi und eine Frisur von Drei-Werfer-Taft«, so Hans-Jörg Bonath. Der »Wutbürger« machte nicht nur modisch eine gute Figur in der Bütt. Und er hatte einige Vorschläge parat.
Die galten ausnahmsweise einmal nicht Jan dem Fan oder dem KSC, sondern Finanzminister Willi Stächele. Der könnte im Falle eines Regierungswechsels Vorsitzender des Oberkircher Stadtmarketingvereins werden. Denn dann könne der ehemalige Oberkircher Bürgermeister bei der »Umgestaltung seiner vielen Bausünden mithelfen.«

 

 

(Text: Patric König / Quelle: ARZ vom 05.03.2011)